Von den weltweit etwa 3.500 verbliebenen Panzernashörnern leben 3.000 in Indien, über 80 Prozent davon in Kaziranga. - Foto: Adobe Stock / davidevison
Nashörner retten in Indien
Spürhunde im Einsatz gegen Wilderei
Nashörner zählen zu den am meisten bedrohten Säugetieren auf der Welt. Ihr Horn gilt als besonders wertvoll und ist ein begehrtes Wildtierprodukt auf dem internationalen Schwarzmarkt. NABU International unterstützt in Indien den Schutz der seltenen Dickhäuter. Im Kaziranga-Nationalpark im Nordosten des Landes leben rund 2.400 der weltweit verbliebenen 4.000 Panzernashörner. 102 weitere sind im Pobitora-Schutzgebiet im indischen Bundesstaat Assam beheimatet und ziehen wegen ihres Horns schwer bewaffnete Wilderer an. Unsere hochqualifizierten Spürhunde-Einheiten sind in Kaziranga und Pobitora im Einsatz, stellen Wilderer und spüren versteckte Waffen und Wildtierprodukte auf.
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Wegem der einmaligen Artenvielfalt und der hohen Anzahl an Nashörnern und Tigern sind Kaziranga und angrenzende Schutzgebiete bei Wilderern besonders beliebt. - Foto: Adobe Stock / Kay
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Um die brutale Wilderei auf das begehrte Horn der Panzernashörner zu stoppen, unterstützt NABU International eine Spürhundestaffel. - Foto: Barbara Maas
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Die Spürhundestaffel unterstützt die staatlichen Ranger dabei, Wilderer aufzuspüren und dingfest zu machen. Sie sind in der Lage Rhinozeros-Horn und verwundete Tiere aufzuspüren und verfolgen Wilderer bis in ihre Verstecke. - Foto: NABU/ Barbara Maas
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Mithilfe der Spürhundestaffel können die Ranger schneller und effektiver arbeiten, um Wilderer und Schmuggler zur Strecke zu bringen - und so die Wildtiere zu schützen. - Foto: Adobe Stock / Nitish
Illegaler Wildtierhandel
Der größte Absatzmarkt für illegal gehandeltes Rhino-Horn liegt in Ostasien, besonders in Vietnam. Hier wird das Horn heute vor allem von der neuen sozialen Elite als Statusprodukt genutzt. In der traditionellen Medizin sagt man den Nashornpräparaten wahre Wunder nach: Zu Pulver zerrieben soll es fiebersenkend, entgiftend und krampflösend sein, bei Masern, Schlaganfall, Epilepsie oder Potenzschwäche helfen und, Gerüchten zufolge, sogar Krebs heilen. Dabei besteht das angebliche Wundermittel aus Keratin, der gleichen Substanz wie Fingernägel oder Haare. Dennoch erhalten Wilderer für ein Rhinozeros-Horn etwa 3.000 Euro. Als Pulver ist ein Kilogramm auf dem Schwarzmarkt 50.000 Euro wert – und damit doppelt so wertvoll wie Gold.
Panzernashörner
Das Indische Panzernashorn gilt als das Schwergewicht unter den asiatischen Nashörnern. Es kann bis zu 2,7 Tonnen auf die Waage bringen. Zum Vergleich: Das Sumatra-Nashorn wiegt „nur“ bis zu 820 Kilogramm. Durch die tiefen Falten wirkt das Nashorn, als ob es eine Rüstung trägt. Daher rührt auch sein Name: Panzernashorn.
Indische Panzernashörner leben im Vorgebirge des Himalayas in Nepal und Indien. Offenes Grasland und Feuchtgebiete bevorzugt das Rhino, es kann sich aber auch auf Weideland wohlfühlen. Der Lebensraum des Indischen Panzernashorns auf Nationalparks beschränkt. Dank der strengen Schutzmaßnahmen wächst die Zahl der Panzernashörner langsam wieder an. Noch vor etwa 20 Jahren konnten lediglich 200 wildlebende Exemplare gezählt werden.
Video-Aufzeichnung des Webinars „Nashornschutz in Aktion. Herausforderungen und Erfolge in Indien“
Unser Nashorn-Botschafter „DIKKA“
Das rappende Nashorn „DIKKA“ setzt sich im NABU für seine Artgenossen ein: DIKKA ist Botschafter für unser Nashornschutzprojekt in Assam, Indien. Dort hat NABU International zum Beispiel eine Hundestaffel zum Schutz der seltenen Tiere ins Leben gerufen. „Ich finde toll und sehr wichtig, dass NABU International eine Anti-Wilderer-Einheit aufgebaut hat und arbeite eng mit ihnen zusammen, um darauf aufmerksam zu machen.
Das Nashorn „DIKKA“ ist ein Musikprojekt des Berliner Rappers Simon Müller-Lerch a.k.a. Sera Finale, einem der erfolgreichsten deutschen Songwriter. „DIKKA“ macht Hip Hop speziell für Kinder, mit ermutigenden Songtexten, welche auch Themen wie Rassismus und Mobbing aufgreifen und zugänglich machen.
Q & A - Unsere Artenschutzexpertin Dr. Barbara Maas beantwortet die Fragen unserer Webinar-Teilnehmer*innen
Worin besteht aktuell die größte Herausforderung zum Schutz der Tiere: Finanzierung, Größe der Gebiete oder Gefährlichkeit der Einsätze?
Die wachsende Nachfrage nach Nashorn-Horn gibt es vor allem in Vietnam, China und in anderen Teilen Asiens. Das liegt am zunehmenden Wohlstand in diesen Ländern, in denen man sich die teuren Hornprodukte leisten kann. Eine weitere negative Rolle spielen die organisierten Verbrechersyndikate und der fehlende politische Wille für Veränderung. So wird Horn immer wieder auf den illegalen Markt geworfen.
Können für Wildtiere Brücken gebaut werden, damit sie ungefährdet Straßen überqueren können?
Jedes Jahr werden zahlreiche, vor Überflutung fliehende Wildtiere getötet. Das geschieht beim Überqueren der stark befahrenen Nationalstraße. Der Grund: Die Tiere wollen in Gebiete wandern, die außerhalb des Nationalparks im Hochland liegen. Die Nationalstraße ist ihnen dabei im Weg.
Dieses Jahr haben Behörden den Verkehr für eine große Wildtierherde sogar vorübergehend umgeleitet. In Indien ist die Konstruktion von begehbaren Brücken aus Mangel an Mitteln leider unwahrscheinlich.
Wie viele Hundestaffeln gibt es im Projektgebiet der NABU International Naturschutzstiftung?
Wir unterstützen drei Hundestaffeln in drei Gebieten, in Kaziranga, Pobitora und Manas.
Wie beliebt ist das Nashorn in der Bevölkerung?
Das Nashorn ist das Nationaltier von Assam und wird als solches verehrt. Schutzmaßnahmen werden von der Bevölkerung des Bundesstaates weitgehend befürwortet.
Wie viele Wilderer konnten Sie schon fassen?
Aus Sicherheitsgründen geben die Nationalparkbehörden diese Informationen leider nicht weiter. Aus mündlichen Berichten ist bekannt, dass die Erfolgsquote bei der Verfolgung und Abschreckung von Wilderern gestiegen ist. Durch den Einsatz der Hunde ist die Sicherstellung von illegalen Gegenständen deutlich verbessert. Dazu gehören unter anderem abgetrennte Hörner und Waffen.
Werden die Ranger vom Bundesstaat Assam bezahlt?
Staatliche Ranger werden durch die Regierung des Bundesstaates bezahlt. Die Gehälter der durch uns finanzierten Hundestaffeleinheit werden durch uns vergütet, das heißt, durch Spendengelder finanziert.
Werden Nashörner noch in Zoos abgegeben?
In Indien, einschließlich Assam, ist der Fang wildlebender Nashörner zur Ausstellung in Zoos nicht erlaubt. Nach dem Internationalen Zoologischen Zuchtbuch befanden sich im Jahr 2017 jedoch noch 215 Panzernashörner in Gefangenschaft in Zoos (darunter jeweils 29 in Europa und den USA).
Wie kann dafür gesorgt werden, dass in China und Vietnam die Nachfrage nach Nashorn-Horn sinken könnte? Könnte hier die Buddhismus-Kampagne eine Rolle spielen?
Beide Länder haben bereits Nationaltiere, deren Status sie vor Wilderei und Handel schützt. Im Fall von Vietnam ist es der Wasserbüffel. China hat dagegen sogar zwei Nationaltiere: den Riesenpanda und den Rotkronenkranich. Unsere geplante Initiative in Zusammenarbeit mit der Internationalen Buddhistischen Konföderation (IBC) stützt sich in erster Linie auf das Prinzip des Mitgefühls für alle Lebewesen.
Wie ist die Situation des Sumatra-Nashorns in Indonesien?
Indonesien beheimatet zwei der fünf verbliebenen Nashornarten: Das Java-Nashorn (Rhinoceros sondaicus) und das Sumatra-Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis). Für beide Arten sind die Restpopulationen extrem klein und werden auf der Roten Liste entsprechend als "stark gefährdet" eingestuft. Demnach liegt die Gesamtzahl der Sumatra-Nashörner bei unter 80 Individuen, von denen nur 30 ausgewachsen sind. Zudem leben die Tiere über Aceh, Lampung und Kalimantan verstreut. Die Population des Java-Nashorns im Ujung-Kulon-Nationalpark beträgt gegenwärtig 75 Tiere.
Gibt es Ranger, die sich nur als solche ausgeben und dabei aber Wilderer sind?
Das kommt eher nicht vor. Leider passiert es manchmal, dass Ranger der finanziellen Versuchung verfallen und selbst zu Wilderern werden. Glücklicherweise passiert das in Indien sehr selten.
Wie groß ist das Revier eines Panzernashorns?
Männliche Tiere haben Reviere in einer Größe von 2 bis 8 km2. Sie überlappen sich zum Teil. In der Paarungszeit gibt es häufiger Kämpfe zwischen Bullen und damit Revierstreitigkeiten. Weibliche Tiere haben in der Regel freien Zugang zu allen Revieren.
Was passiert mit verletzten Nashörnern? Werden sie versorgt? Was passiert mit dem Kalb, wenn die Mutter getötet wurde? Gibt es eine Auffangstation oder Kindergärten für Kälber getöteter Mütter?
Es gibt in Assam Auffangstationen für verwaiste Nashornkälber. Dort werden die Tiere solange versorgt, bis sie alt genug sind, um wieder freigelassen zu werden. Wenn möglich werden auch verletzte Nashörner von ansässigen Tierärzten unter Betäubung behandelt.
Kann man die Nashörner in Kaziranga sehen, z.B. auf einer Fotosafari?
Kaziranga ist für einheimische und internationale Touristen ein beliebtes Urlaubsziel. Es bietet ein entsprechend breites Angebot an Unterkünften und Tour-Paketen (z.B. https://www.kaziranga-national-park.com/). Die beste Reisezeit für den Kaziranga-Nationalpark ist zwischen November und April. Von Juni bis September ist der Park wegen des Monsuns geschlossen.
Kauft der NABU-Partner auch Gebiete? Da ansonsten Siedlungen und Fabriken weiter wachsen?
Bisher haben wir solche Aktivitäten noch nicht unterstützen können.
Wie ist das Verhältnis zwischen Nashorn-Weibchen und -Männchen?
Mit Ausnahme von Weibchen, die Junge haben, und während der Paarungszeit, sind Panzernashörner in der Regel Einzelgänger. Der Fortpflanzungserfolg von Panzernashornbullen hängt in freier Wildbahn von ihrer Größe ab. Sie können sich erst ab einer bestimmten Größe paaren. Das ist meistens mit einem Alter von etwa 5 Jahren. Dominante Bullen fordern häufig Kämpfe mit anderen Männchen und verhalten sich während der Paarungszeit auch aggressiv gegenüber Weibchen.
Weibchen pflanzen sich in der Regel ab einem Alter von sechs Jahren fort. Sie bringen nach einer Tragezeit von rund 15 bis 16 Monaten alle 2 bis 3 Jahre ein Kalb zur Welt. Kälber bleiben bis zu vier Jahren bei ihrer Mutter. Manchmal werden das neugeborene Kalb und seine Mutter auch von einem älteren Jungtier begleitet.
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